Gate Keeper – ein verschwindendes Phänomen?
Ein Gate Keeper ist wörtlich übersetzt ein „Torwächter“. Dieser aus der Informationswissenschaft stammende Terminus bezeichnet eine Person, die aus einem unselektierten Input eine mehr oder weniger starke Auswahl trifft. Im Journalismus bezeichnet dies die Redakteure, die aufgrund der begrenzten Kapazität an Sendezeit oder Zeitungsseiten, aus den Meldungen der Nachrichtenagenturen eine Auswahl treffen. So finden nur ca. 10% der veröffentlichungswürdigen Nachrichten letztendlich ihren Weg zum Leser bzw. Zuschauer.
Problematik
In der Wirtschaft ist das Gatekeeping eine Handelsbarriere, die vielen Produkten den Zugang zum Markt erschwert oder verhindert. Trotz ähnlichem oder identischem Preis und Leistung, können sie aufgrund physischer Gründe, z.B. Regalknappheit, nicht gelistet werden. Nicht der Kunde, sondern der Einkäufer muss eine Auswahl treffen, was im Grunde mit den Marktgesetzen nicht vereinbar ist. Besonders brisant ist deshalb das Korruptionspotential, welches im Gatekeeping liegt: Da der Einkäufer ohnehin eine Auswahl treffen muss, kann er seine Entscheidungen immer mit eben diesen physischen Begrenzungen wie eben der Regalknappheit, begründen. Ob tatsächlich aber andere Motivationen bei der Entscheidung der Einkäufer eine Rolle gespielt haben, ist schwierig nachzuweisen.
Ausblick
Mit dem Aufkommen der neuen Medien, insbesondere des Onlineshoppings und jüngst dem mobilen Shoppings, entschärft sich aber die Brisanz des Gatekeepings. Da es mittlerweile eine Plattform für jedes handelbare Produkt gibt oder die Hersteller eigene Distributionskanäle einrichten, ist jedes handelbare Produkt auch verfügbar. Es gibt mittlerweile für alles Denkbare einen Onlineshop oder es ist zumindest in einem Shop gelistet. Onlineshops verfügen oftmals nur noch über ein kleines Lager für Standardartikel oder verzichten gänzlich darauf. Statt einer teuren Lagerhaltung bestellen die Shopbetreiber ihre Produkte just-in-time beim Hersteller, um sie an ihre Kunden durchzureichen. Gatekeeping verliert also seine Funktion, da theoretisch alle Produkte gelistet werden können. In diesem Punkt zeigt sich besonders die marktgerechte Eigenschaft des E-Commerces.